BERT 2019 in Bexbach - mir hann’s gschafft!Als PDF

Was solle ma saan – es war e scheeni Veranstaltung – gell Roswita.
Mir hann an dem Wochenenn rund 43 Stunne an der Schul verbrung unn dodezwische ca. 8 Stunne geschloof.
Awwer mir han die Leid zum gude Schluss noch satt gried – wie saad ma im Saarland – hauptsach gudd gess.
Do hat alles annere rundherum ach gepasst, de Leid hats gefall – hann se mol gesaad.
Unn uns hats ach gudd gefall!
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Die Wettervorhersage hatte für das Wochenende gepasst, Sonne pur und frühlingshafte Temperaturen bis 20° - das war der Startschuss für eine wunderbare Bundeselternratstagung (BERT) unter dem Motto:
„Waldorf 100! MENSCH SEIN – FREI SEIN – MUTIG ZUKUNFT GESTALTEN“.

Am Freitagmorgen konnten wir unsere monatelange Planung endlich in die Tat umsetzen. Wir, das Orga-Team, liefen zur Höchstform auf. Da noch Unterricht stattfand, begann als erstes das Deko-Team die Schule und den Pausenhof zu schmücken. Die Schüler*innen räumten ihre Klassenräume nach unseren vorgegebenen Plänen aus und gegen 11.30 Uhr war dann Schulschluss. Als die ersten Teilnehmenden um 13 Uhr eintrafen, waren wir noch nicht wirklich mit allem fertig. Für ein Glas Crémant hatten wir keine Zeit mehr. Aber das Tagungsbüro war bereit. Jetzt hieß es „Hüte aufziehen“ und es konnte losgehen.

Um 14.30 Uhr startete das Vorprogramm. Die Einen fuhren mit von uns organisierten Fahrzeugen nach Blieskastel zur barocken Stadtführung im historischen Kostüm der Kammerzofe der von der Leyens. Die Anderen wurden in´s benachbarte Homburg zur Besichtigung der Buntsandsteinhöhlen am Schlossberg gefahren. Die dritte Gruppe ging zu Fuß in das 200 m entfernte Grubenmuseum, wo sie eine kurzweilige Führung erwartete. Gegen 18 Uhr waren alle glücklich und zufrieden wieder zurück.

Die meisten Referierenden trafen am Nachmittag gut gelaunt und wohl behalten ein und unser BERT-Shuttle kam zum ersten Einsatz.

Nach dem Abendessen trudelten noch einige Gäste ein, die extra für den Vortrag von Frau Dr. Glöckler gekommen waren. So konnte bei voll besetztem Saal um 19.30 Uhr die offizielle Eröffnung und Begrüßung mit Vorträgen und Grußworten aus Schule und Politik beginnen. Der anschließende Vortrag von Frau Dr. Michaela Glöckler „Was heißt es heute wirklich Mensch zu sein, wie können wir unsere Kinder mit Zuversicht und Mut für die Zukunft ausstatten“ zog die Zuhörenden in ihren Bann. ...

Auf die Frage zu einem Skript zu diesem so komprimierten und brillanten Vortrag, gab Frau Dr. Glöckler den Hinweis, dass man bei Interesse in ihren Büchern „Was ist anthroposophische Medizin?“ und „Begabung und Behinderung“ nachlesen könne.
Wir luden danach zu einem Umtrunk ein und freuten uns, dass noch viele Gäste der Begegnung beim Plausch nachkamen und gut gelaunt verweilten. Auch unser Landrat Dr. Gallo, ein „Betschbacher Bub“, blieb länger als geplant.

Um 07.30 Uhr ging es dann für uns am Samstagmorgen wieder los. Die Schüler und Schülerinnen hatten im Kindergarten übernachtet und mussten mit Frühstück versorgt werden.
Der Kaffeeduft zog schon durch die Schulhäuser und Punkt 8.30 Uhr startete dann das Künstlerische Einstimmen mit unserem Musiklehrer Michael Bernhardt und Miriam Saether mit Elementen aus der Intuitiven Pädagogik und einem Haitianischen Tanz. Derart angeregt konnte ab 9 Uhr in unserem Festsaal die Blitzlichtrunde zum Vortag am Freitagabend und die Vorstellung der BuElKo beginnen.

Danach sprach Christian Boettger in seinem Impulsvortrag zu „Waldorf 100“. Er berichtete über die Forschungsarbeiten der Pädagogischen Forschungsstelle, die sich zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres intensiv mit der 100-jährigen Geschichte der Waldorfbewegung befasst hat. Sein Resümee dabei: „Jedes Kind hat das Recht, eine Ausnahme zu sein!“ Außerdem ging er auf die Frage ein, wie sich die Mitarbeit der Eltern in den Anfängen der Waldorfschule gestaltete und bezog sich dabei auf ein „Fundstück“ aus dem Jahre 1929 „Zehn Jahre Waldorfschule und wir Eltern“ von Paul und Gertrud Fundiger.

Wir hatten das saarländische Fernsehen, SR, auf unsere besondere Veranstaltung aufmerksam gemacht. Zu unserer großen Freude kam ein Reporter am Vormittag vorbei und interviewte u.a. Herrn Böttger. Der Beitrag wurde dann im Aktuellen Bericht am Samstagabend noch übertragen. In der Mediathek des SR kann man ihn anschauen.

Um 11.30 Uhr starteten dann die ersten von mehr als zwanzig spannenden und interessanten Arbeitsgruppen.

Eltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen und Schüler*innen diskutierten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln das Thema der Tagung, entwickelten Ideen dazu und gaben Erfahrungen weiter.
Darüber hinaus war es uns wichtig, die gewünschte Nachfrage nach künstlerisch- praktischen Kursen zu erfüllen. So gab es beispielsweise freies Malen, freies Gestalten mit Ton, Theaterpädagogik und Eurythmie im Angebot. Die Teilnehmer*innen der beiden zuletzt genannten Kurse präsentierten ihr Erlerntes in unserem Abendprogramm „Region in Aktion“.
Ab 12.30 ging es zum Mittagessen. Eine große Herausforderung für uns, da wir lange Wartezeiten bzw. Schlangen vermeiden wollten – unsere Pläne sind aufgegangen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Tagung war für uns, ausreichend Zeit für Begegnungen, Kennenlernen, Austausch, Schulführungen und Besuch des "Tummelmarktes" zur Verfügung zu stellen. Bei Letzterem stellten sich unterschiedlichste anthroposophische, regionale und überregionale Initiativen vor. Diese Zeit gab es nach dem Mittagessen bis zum Start der weiteren Arbeitsgruppen um 16.00 Uhr. Viele Menschen begaben sich dazu ins Freie und genossen gemeinsam das herrliche Frühlingswetter.

Bei sonnigen 20° hatten die „Schülercafés“ spontan beschlossen, diese in den Garten zu verlegen und auch die Schüler*innen folgten mit dem praktischen Teil ihres Kurses diesem Vorbild.
Nachdem einige Ausstellende merkten, dass sich fast alle Gäste in der Sonne im Garten aufhielten, trugen auch sie spontan Ihre Tische ins Freie. So wurde der Innenhof der Schule spontan zu einem Marktplatz der Begegnung.
Um 18 Uhr ging es dann zum Abendessen. Diesmal gab es neben Chili sin Carne, ein typisch saarländisches Gericht - „Dippelappes“. Die wörtliche Übersetzung „Topflappen“ führt dabei in die Irre. Es handelt sich dabei um ein Kartoffelpfannengericht.

Unser Abendprogramm „Region in Aktion“ war für alle ein Novum. Es kamen nicht allein Darbietungen unserer Schule auf die Bühne, sondern auch Beiträge aus der Region. Wir starteten um 19.30 Uhr mit einem gemeinsamen Singen und dem Oberstufenorchester von der Freien Waldorfschule Saarbrücken-Altenkessel mit der „Moldau“. Es war ein vielseitiges und buntes Programm, das mit den Worten verabschiedet wurde: “Damit könnte man auf Tournee gehen!“
Ab 21.30 Uhr warteten die Schüler und Schülerinnen der 12. Klasse in der von Ihnen phantasievoll hergerichteten Lounge mit Cocktail-Angeboten und Tanzmusik. Nach Auflegen der richtigen Musik, schwangen die „Tanzwütigen“ bis spät in die Nacht nicht nur ihre Beine. Auch hier gab es viel Zeit für Begegnung, gemütlichen Plausch und ein Glas Wein.
Um 1.00 Uhr wurde dann unser Hausmeister Kevin seinem übertragenen Namen „Uffpasser" gerecht und „mutierte“ zum Rausschmeißer. In dieser Nacht wurde, sehr zu unser aller Leidwesen, die Uhr umgestellt und Ruckzuck war es 3 Uhr.

Um 07.30 Uhr wurden die Türen zur Schule wieder geöffnet. Der Kaffee lief gar nicht schnell genug durch die Filter.
Angeregt durch das wunderbar warme Wetter am Vortag fand an diesem Morgen das künstlerische Einstimmen im Freien statt. Durch die Zeitumstellung war es noch etwas kälter als gedacht, was aber die Freude an den gemeinsamen Tänzen nicht schmälern konnte.
Weiter ging es im Festsaal mit dem Feedback aus den Arbeitsgruppen. Fast aus allen Gruppen gab es kurze Beiträge und Vorstellungen zu dem was am Vortag erarbeitet worden war. So entstand für alle ein runder Eindruck, welche Vielfalt an Themen bearbeitet wurde.

"Es Hilde unn Roswitha" gaben auch nochmal ihren Senf dazu. Sie luden die Gäste in der nachfolgenden Pause zum Lyoner Essen mit Senf und frischem Baguette (direkt aus Frankreich) ein. „Do kann jo keener im Saarland sin und keen Lyoner gess hann. Do ha ma uns ebbes infalle geloss.“
Nach der Pause gab es Aktuelles aus der Waldorf Schulbewegung. So wurde beispielsweise zur aktuellen Situation der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern berichtet oder die Veröffentlichung des Buches zur Elternstudie (WEiDe) vorgestellt. Auch verschiedene Initiativen hatten die Möglichkeit, über ihre Anliegen zu informieren. Zum Abschluss freuten wir uns über den tosenden Dankes-Applaus für die gelungene und gut organisierte Tagung.

Doch vor der Verabschiedung wurde noch das Geheimnis der nächsten BERT gelüftet. Gudrun und ihre Kolleginnen stellten sich vor und kündigten die nächste BERT vom 13. -15. März 2020 in ihrer Heimatstadt Gummersbach an.
Somit konnten wir unsere Hüte abnehmen und an die Gummersbacher Mädels weiterreichen, die ab jetzt den Hut aufhaben ;-)
An allen drei Tagen konnten wir fröhliche und begeisterte Gesichter beobachten. Dabei war es besonders schön zu sehen, wie sich „jung und alt“ vermischten und sicherlich eine gegenseitige Quelle der Inspiration waren. Hier gilt nochmal ein besonderer Dank allen Referentinnen und Referenten und insbesondere auch den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern, die sehr viel „frischen Wind“ in diese BERT gebracht haben.

Wir sind froh und dankbar, dass wir diese besondere und wunderbare Veranstaltung bei uns in Bexbach durchführen durften!

Das Bexbacher Organisationsteam der BERT 2019

Bund der Freien Waldorfschulen